Arbeitszeitmodelle – Welcher Typ bist du?


Wenn es um flexible Arbeitszeiten geht, dann muss vornehmlich die Gleitzeit benannt werden. Ein System, das bereits deutlich von den starren Arbeitszeitmodellen abweicht ...

Dabei kann die Gleitzeit oder gleitende Arbeitszeit auch mit GLZ oder GLAZ abgekürzt werden. Im englischen Sprachraum, wo dieses Arbeitszeitmodell ebenfalls geläufig ist, spricht man dagegen von „flexitime“.

Gleitzeit - eine Definition:

Doch was meinen der Chef oder ein Unternehmen, die die sogenannte Gleitzeit ins Gespräch bringen? Nun, die Gleitzeit setzt eine bestimmte Kernarbeitszeit voraus, in der auch eine Anwesenheitspflicht herrscht. Mit anderen Worten: Zu bestimmten, vom Unternehmen definierten Zeiten, muss man, respektive Frau, am Arbeitsplatz anwesend sein. Die Schreibtische dürfen also nicht völlig „verwaist“ sein. Darüber hinaus können Beginn und Ende der Arbeit jedoch frei bestimmt werden (natürlich jedoch nicht die Dauer an sich!)

Damit bietet diese einfache Gleitzeit zum Beispiel all jenen, die morgens gerne zeitig aufstehen, dafür jedoch früher als die Anderen Feierabend machen wollen, eine Chance auf mehr Flexibilität.

Gleitzeit ist nicht gleich Gleitzeit!

Es gibt jedoch auch eine Gleitzeit OHNE diese fest vorgeschriebene Kernarbeitszeit - ein Modell, das freilich nur in bestimmten Branchen Sinn macht. Denkbar wären zum Beispiel Forschungseinrichtungen, aber auch Verlage und Werbeagenturen, in denen die Mitarbeiter an bestimmten Tagen auch noch bis spät abends an ihren Schreib- und Besprechungstischen ausharren und demzufolge dann auch erst am Nachmittag ins Büro kommen.

Die modernen Arbeitszeitmodelle sind also - und das schon allein im Bereich der Gleitzeit - äußerst vielfältig und durchaus flexibel.

Gründe für Gleitzeit und andere Arbeitszeitmodelle:

Doch warum brauchen wir die Gleitzeit und andere flexible Arbeitszeiten überhaupt? Nun, die stellen eine Anforderung der modernen Zeit dar. Denn flexiblere Arbeitszeiten kommen nicht allein Eltern, die ihre Bürozeiten mit dem Öffnen und Schließen der Kita koordinieren müssen, sehr entgegen. Auch alle anderen Arbeitnehmer erlangen bereits dank der Gleitzeit mehr Selbstbestimmung und somit eine bessere Balance zwischen Broterwerb und Freizeit!

Gleitzeit contra versetzte Arbeitszeit

Neben der flexiblen Gleitzeit, die vor allem den Arbeitnehmern zu Gute kommt, gibt es sogenannte versetzte Arbeitszeiten, die dem Betrieb insgesamt längere Öffnungszeiten ermöglichen. Doch auch hiervon kann unter Umständen die Belegschaft profitieren (selbst, wenn die insgesamt weniger „frei“ als bei der Gleitzeit ist!), nämlich dergestalt, dass es wiederum einige gibt, die gerne früh(er) anfangen, während andere die spätere „Schicht“ bevorzugen.

Zudem gibt es Beschäftigungsmodelle mit sogenannten Arbeitszeitkonten, die in aller Regel über Stechuhren gemanagt werden. Will meinen: Die Angestellten loggen sich zu Arbeitsbeginn ein und buchen sich am Feierabend wieder aus; Überstunden (oder auch Minusstunden) lassen sich somit minutengenau erfassen und später mit der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit verrechnen.

Die rechtliche Seite

Tatsächlich bergen flexible Arbeitszeiten nämlich rechtliche Fallstricke, deren sich viele Arbeitnehmer offenbar nicht immer bewusst scheinen. So ist die Anwesenheit in der Kernarbeitszeit NATÜRLICH Pflicht. Zudem darf durch den flexiblen Beginn und ein flexibles Arbeitsende die vereinbarte Gesamtarbeitszeit nicht geschmälert werden.

Auch Verstöße gegen die Aufzeichnungspflicht durch Stempeluhren sind mit teils empfindlichen arbeitsrechtlichen Sanktionen bedroht. Im Umkehrschluss gibt es aber auch Verträge, in denen es weniger um die Arbeitszeit an sich geht. Wichtiger als die zeitliche Präsenz in der Firma sind dabei die Aufgaben, die zu erledigen sind - ein Modell, das folgerichtig Vertrauensarbeitszeit oder Vertrauensgleitzeit genannt wird. Denn ohne gegenseitige Loyalität und Vertrauen funktioniert dieses Modell natürlich nicht!

Sonderfall „Home Office“

Ein weiterer Sonderfall im Bereich der flexiblen Arbeitszeiten stellt dann ohne Frage das Home Office dar, das vor allem durch die Pandemie nochmals in seiner Bedeutung zugelegt hat.

Dennoch ist das, was auf den ersten Blick verlockend erscheinen mag, mit etlichen Fallstricken verknüpft. Denn zum einen fehlt zu Hause der ergonomisch geformte Büro- und Drehstuhl, der in modernen Großraumbüros längst Standard ist. Rückenprobleme (siehe dazu unseren gesonderten Artikel!) sind somit oftmals „programmiert“.

Zudem kann es schwerer fallen, konzentriert zu arbeiten, wenn man von Haustieren, dem Nachwuchs oder auch dem Kühlschrank mit seinen Verlockungen ständig abgelenkt wird. Nicht wenige Arbeitnehmer ziehen daher das effektivere Arbeiten in den eher steril anmutenden Büroräumen vor. Zumal dann - bei Betriebsende - auch wirklich Feierabend ist, während einem im Home Office die Arbeit (zumindest mental mag es so erscheinen) mitunter bis ins Schlafzimmer verfolgt.

Da Home Office keine Einladung zur Freizeit oder zum Bummeln darstellt, müssen die geleisteten Arbeitszeiten durch die Angestellten dokumentiert werden. Auch gibt es vermeintliche „Arbeitsunfälle“ im Home Office, die womöglich nicht versichert sind. So wird sich die gesetzliche Unfallversicherung bei einem Sturz, der sich auf dem Weg zur Küche ereignet, womöglich verweigern. Wer dagegen bei (s)einem Gang ins Dachgeschoss, wo sich Schreibtisch und PC für die Arbeit befinden, zu Schaden kommt, genießt wiederum den Schutz der Unfallversicherung. Nicht zuletzt muss auch im Home Office der Datenschutz bedacht werden ... nur einige Gründe, warum dieses Arbeitszeitmodell für einige Unternehmen und Arbeitnehmer gar nicht so attraktiv ist!